Wieder mal elektronisches Problem (kurz nach Garantieablauf)

  • Liebe Community,

    es ist wieder soweit – unser Honda e macht wieder Zicken. Folgendes Problem tritt auf: Wenn das Auto in Bewegung ist, hören wir ein Klicken unten links. Es klingt, als würde ein Relais ständig angesteuert werden. Die Frequenz des Geräusches ist nicht von der Geschwindigkeit abhängig. Leider können wir nicht gleichzeitig fahren und die Relais untersuchen :)


    Mit freundlichen Grüßen

  • Dass das ABS ohne Warnung ausfällt, ist extrem seltsam, das System prüft sich ja ständig selbst. Wenn einer der Sensoren oder ein Element des Hydrauliksystems nicht arbeitet, ist eine Warnung Pflicht. Klicken deutet auf ein mechanisches Thema hin oder ein Relais, wie du schon schreibst.


    Wie zeigt sich der ABS-Ausfall denn, volles Blockieren möglich? Ich kenne die Technik des ABS des Honda e nicht, weiß jemand, ob es zwei Einheiten, einen elektrischen Nremskraftverstärkernund ein ABS/ESP gibt, oder ob das gebündelt ist?


    Viele Grüße, Jochen

  • Beim Honda E gibt es zwei Bremskreise, einmal für Fußbremse und einmal für die elektrische Bremsung, nicht rekuperieren sondern beim ONE-Pedal-Driving, und auch beim Adaptiven Tempomat. Deshalb gibt es auch zwei Bremsflüssigkeitsbehälter. Aus diesem Grund fühlt man das Arbeiten der ABS Einheit nicht am Pedal so wie bei anderen Autos. Aber die Reifen rutschen nicht. Wenn das Radio ausgeschaltet ist hört man bei einer Vollbremsung ganz leise wie das ABS arbeitet. Falls jedoch ein Fehler auftritt muss sofort die Warnmeldung angehen. Was ich gemerkt habe ist, dass falls ich mit den Schaltwippen bremse dann höre ich das Relais für die Bremslichte wie es angeht aber erst ab Stufe 3. Genauso höre ich es auch beim Tempomat wenn das Auto bremst. Man sieht am Display wie die Bremslichte angehen.

    '20 Honda e Advance

    '13 Honda Civic 1.6Dtec

    '04 Honda Civic 2.0VSA

  • Hallo Tonx,


    da gehen ein paar Sachen durcheinander. Was du als elektrisches Bremsen bezeichnest, macht der Fahrmotor, wirkt also nur auf die Hinterrädern (die über ein Differential miteinander verbunden sind), verzögert bis maximal 0.3 g, zum Beispiel beim OPD. Das ist kein klassisches Bremssystem. Beim Bremsen wird rekuperiert, es wird ja Strom erzeugt, der "weg" muss vom Generator (= Motor).


    Es gibt eine elektromechanische Feststellbremse, die "Handbremse", die sitzt ebenfalls an den beiden Hinterrädern, ist ein eigenes System. Klingt wie ein leicht defekter Akkuschrauber.


    Die echte Fahrbremse ist hydraulisch/mechanisch, wie auch bei Verbrennern. Es gibt mehrere Konfigurationsmöglichkeiten. Alle benötigen im E-Fahrzeug einen elektrohydraulischen Bremskraftverstärker, weil es keinen Unterdruck für einen klassischen gibt. Prinzipiell kann in den hydraulischen Systemen auf drei Arten Druck erzeugt werden, vom Bremspedal, vom Bremskraftverstärker und von der elektrischen ABS/ESP-Pumpe.


    Variante 1: eine "integrierte" Bremse, bei der ABS/ESP und der elektrische Bremskraftverstärker eine Einheit sind, z.B. nach "integrated power brake" googeln. Da ist typischerweise ein mechanischer Eingang vom Pedal drin, der ABS-Pulse spürbar machen kann. Also all-in-one.


    Variante 2: die beiden Funktionen Bremskraftverstärker und ABS/ESP getrennt, der Bremskraftverstärker hat einen mechanischen Eingang vom Bremspedal (sitzt an der Spritzwand im "Motorraum"). Auch bei dieser Lösung kann ein Pulsen beim ABS mechanisch zum Pedal kommen.


    Variante 3: die beiden Funktionen Bremskraftverstärker und ABS/ESP getrennt, der Bremskraftverstärker ist aber "irgendwo", wird nur elektrisch (redundant) angesteuert. Null Mechanik, also auch keine Rückmeldung auf das Pedal außer durch Force Feedback.


    Was im Honda verbaut ist, weiß ich nicht. Die zwei Bremsflüssigkeitsbehälter sprechen für ein geteiltes System. Sehr selten sind auch die beiden diagonalen Hydraulikkreise mit eigenem Behälter unterwegs.


    Wenn das ABS, wie du schreibst, funktioniert, braucht es keine Warnleuchte. Dass die Pulsationen nicht spürbar sind, liegt daran, dass es entweder keine mechanische Kopplung gibt (Variante 3) und Honda nicht möchte, dass im Pedal etwas aktuiert wird, und/oder dass das ABS sehr fein regelt, wie es moderne Systeme können. Es klingt für mich, als hättest du kein funktionales Problem, sondern nur ein Geräusch, das du nicht zuordnen kannst, richtig?


    Viele Grüße, Jochen

  • Hallo Jochen!


    Die Info's habe ich von Honda selbst. Also der obere Behälter ist für die herkömliche "Fußbremse" die untere für die elektrische Bremse (nicht hinten für Bremssattel) die bei ONE-Pedal Driving und Tempomat betätigt wird. Da durch rekuperieren das Auto nie zum stillstand gebracht werden kann, und bei Glatteis der Heck in der Kurve ausbrechen würde. Weiters kann das Auto beim Tempomat auch eine Vollbremsung machen, welche durch rekuperation nicht möglich wäre. Da bin ich mir 100% sicher da im Sommer meine Bremsen unrund waren und beim Bremsen ab 110 das Lenkrad zitterte. Dies war auch bei One-Pedal driving. Beim Rekuperierung mit Schaltwippel jedoch nicht.

    Werde Freitag nochmal genau nachfragen und eventuell die Systembeschreibung fotografieren.

    '20 Honda e Advance

    '13 Honda Civic 1.6Dtec

    '04 Honda Civic 2.0VSA

  • Hallo Tonx,


    da hat in der Werkstatt jemand keine Ahnung gehabt, Ich mache dir da keine Vorwürfe, aber ein Bremsflüssigkeitsbehälter an einer elektrischen Bremse (elektrisch bremst nur der Motor) macht keinen Sinn. Das wäre wie ein Benzintank am e. Es muss eine Hydraulik dahinterstehen.


    Ich vermute, der Honda-Mann verwechselt da etwas. Wenn das Auto mit dem Tempomat unterwegs ist, und bremsen muss, mehr als 0,3 g, dann schmeißt der e vermutlich die ABS/ESP-Pumpe an (das geht sehr dynamisch, klar) und macht damit hydraulischen Druck und bremst damit. Gleiches beim One-Pedal-Driving, wenn mehr als 0,3 g angefordert werden (geht das beim OPD?) oder das Fahrzeug gehalten werden muss, wird die hydraulische Bremse über das ABS-Modul gehalten. Das macht auch ein Verbrenner beim Fahren mit dem Tempomaten bergab, wenn die Motorbremse nicht reicht, oder wenn das Auto selbständig eine Gefahrenbremsung macht (Bremsassistent).


    Die beiden Behälter sind entweder nicht beide Bremsflüssigkeitsbehälter oder es gibt je eine am Hauptbremszylinder/Bremskraftverstärker und einem am ABS-System. Ich sehe, wir müssen mal einen richtigen Schraubertag machen. Es gibt keinerlei Bilder im Netz von dem, was da unter der Haube oder unter dem Kofferraumboden los ist. Auch Ersatzteile gibt es nichts. Das mit den Bildern muss sich ändern. Dringend :)


    Große Bitte: lass' dir das in der Werkstatt erklären, was sie machen, Bilder wären natürlich der Hammer - ich wäre sehr interessiert.


    Viele Grüße

    Jochen

  • Hallo, Jochen!


    Bisschen verspätet aber hier sind die Info's. Wie gesagt hat der Honda E zwei Bremssysteme. Hier hast du die genaue Benennung und die Funktion der beiden Bremszylindern.


    Oben: Hauptbremszylinder mit Gefühlssimulator

    Hauptbremszylinder.jpg


    Unten: Tandembremszylinder elektrisch betätigt.

    Tandembremszylinder.jpg


    ABS/ESP Einheit:

    ABSESP Einheit.jpg


    Kurze Funktionsprinzip:

    Bremssystem09.jpg

    Beschreibung ist für die nächste Seite gedacht.


    One Pedal Driving Funktionsbeschreibung:

    Bremssystem12.jpg
    Wie gesagt bremst der Honda E beim OPD immer mit der hydraulischen Bremse mit.

    '20 Honda e Advance

    '13 Honda Civic 1.6Dtec

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  • Hallo Tonx,


    besten Dank für die Infos!


    Ich schaue auch mal, was ich an Informationen zu den Elementen finden kann.


    Eine Sache passt sprachlich nicht, beim OPD wird nicht immer hydraulisch gebremst, sondern nur beim starken Bremsen oder im Stillstand. Klar, sonst müsste man bei letzterem den Motor im Stillstand bestromen, da würden einzelne Wicklungen heiß, das wäre Unsinn.


    Danke nochmal, viele Grüße, Jochen